Der Dubliner Hirnforscher Prof. Michael Fitzgerald vertritt die Theorie, dass herausragende Kreativität sehr häufig mit den Fehlschaltungen von Autisten zusammengeht. Einstein, Newton, Mozart und Beethoven, so sagt Fitzgerald, seien extreme begabt gewesen, weil ihre Gehirn falsch verkabelt waren. Irgendwie so, wie die von Matt Savage und Stephen Wiltshire.
An der Universität Sydney versucht Prof. Alan Snyder deshalb bei Versuchspersonen Teile des Gehirns zeitweilig zu lähmen, um aus ihnen eine größere Kreativität herauszuholen: "Faszinierend", sagt Snyder, "dass man Teile unseres Gehirns abschalten muss, damit unsere schöpferischen Kräfte sich entfalten können." Doch Snyders Experimente sind höchst umstritten.
Der musikalische Autist
Matt Savage war ein seltsames Kind. Bis er vier war, durfte ihn nicht einmal seine Mutter anfassen. Beim kleinsten Geräusch bekam er Schreikrämpfe. Matts Eltern bekamen bald die Diagnose des Kinderarztes: Matt sei Autist. Man müsse sich mit schweren Fehlschaltungen des Gehirns abfinden, die zu extremen Verhaltensweisen führen.
Als Matt Savage 6 war, brachte er sich, mehr oder weniger über Nacht das Klavier spielen bei. Mit 7 begann er zu komponieren - Jazz. Im selben Jahr erschien seine erste CD mit eigenen Kompositionen. Am Tage vor seinem 13. Geburtstag tritt Matt Savage in New Yorks berühmtesten Jazzclub, dem "Birdland" auf. Jazzlegenden wie Chick Corea nennen ihn ein Jahrhunderttalent. "Aber woher", fragt Dr. Darold Treffert, ausgezeichnet als einer der 100 besten Ärzte der USA und weltweit bedeutendster "Savant"-Spezialist, "nimmt Matt Savage sein Wissen über Musik? Gibt es einen musikalischen Chip im Gehirn, auf dem alles schon vorgespeichert ist und wir haben nur normalerweise keinen Zugang dazu? Wie kann Matt all das über Musik wissen, wenn er es nie gelernt hat?"
Die lebende Kamera
Nicht weniger verblüffend sind die Künste von Stephen Wiltshire. Der Londoner, ebenfalls als autistisches Kind diagnostiziert, fliegt für "Expedition ins Gehirn" knapp 45 Minuten lang mit einem Helikopter über Rom. Anschließend soll er ein 5 Meter langes detailgetreues Luftbild-Panorama der ewigen Stadt zeichnen - aus dem Gedächtnis. Denn Stephen ist ein Zeichen-Savant, dem ein ähnliches Kunststück schon in seiner Heimatstadt London gelungen ist. Damals hat er selbst die Zahl der Fenster von wichtigen Gebäuden exakt gezeichnet.
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