Mittwoch, 14. März 2012

Der erschöpfte Planet - Machtfaktor Erde - Teil 2

Tonga, das Insel-Königreich in der Südsee, mag als Startpunkt der Reisen zu den Brennpunkten der neuen Machtkämpfe überraschen. Aber hier verläuft tatsächlich eine Frontlinie in der beginnenden Auseinandersetzung zwischen der alten Pazifik-Macht USA und der aufsteigenden regionalen Supermacht China. Klimawandel ist in dieser Auseinandersetzung zu einem Faktor geworden. Vanuatu und Tonga stehen im jüngsten Weltrisikobericht der UNO ganz oben. Ein trauriger erster Rang. Sie werden am ehesten von Naturgewalten bedroht. Die Inselstaaten des Pazifiks sind verunsichert - und auf der Suche nach starken Partnern.

Es gibt auch viel zu holen in Inselstaaten wie Tonga. Tiefsee-Bergbau wird im 21. Jahrhundert eine immer wichtigere Rolle bei der Ressourcenversorgung spielen. Nach dem Seerecht der Vereinten Nationen gehört zu jeder Insel - und sei sie noch so klein - eine Wirtschaftszone von 200 Meilen. So stattet nicht nur die chinesische Marine der Pazifiknation einen Besuch ab, sondern auch die US-Flotte mit Admiral Mike Mullen.

Der amerikanische Generalstabschef erklärt Claus Kleber im Interview, dass der Klimawandel vom US-Militär ernst genommen wird. Deutliche Worte aus dem Pentagon, die man sonst bei der US-amerikanischen Regierung häufig vermisst. Dem Marine-Offizier ist die strategische Bedeutung des Klimawandels bewusst. "In der Geschichte haben so gewaltige Umwälzungen immer Konflikte bedeutet."

Das Militär wird in naher Zukunft auch an der Klimafront gefordert sein. Bei sich mehrenden Katastropheneinsätzen und wenn sich der Klimawandel in ohnehin kritischen Regionen als Konfliktbeschleuniger erweist. Chinas Regierung, so stellen die Autoren fest, ist sich aber auch der Gefahren des Klimawandels für ihr System bewusst. Wie viele Überschwemmungen, Dürren und Sandstürme kann China aushalten, ohne dass sich das Volk auflehnt?

In Shanghai erklärt der führende Polarwissenschaftler Professor Huigen Yang, der die Regierung berät, dass die wirtschaftlich potentesten Regionen Chinas vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind. Aber China sieht auch Vorteile im großen Schmelzen. So wie Russland will China seine Handelswege in der Arktis verkürzen. Moskau bereitet sich mit einem Ausbau seiner Nordtruppe auf das neue Wirtschaftswunder im Polarmeer vor.

In St. Petersburg dreht das Team auf einer Werft, in der das erste einer Reihe von schwimmenden Atomkraftwerken zusammengebaut wird. Obwohl sich zwei Tage vorher die Katastrophe in Fukushima ereignete, will der Ingenieur des AKWs am Planziel festhalten. Für die Zukunft Russlands sei es immens wichtig, in Nordpolnähe eine mobile Stromversorgung bereitstellen zu können.

Das ZDF dreht als erstes westliches Team auch Truppenübungen im verschneiten Petschenga bei Murmansk. Inzwischen hat Wladimir Putin die Errichtung eines "Militärkommando Arktis" verkündet. Kanada verstärkt ebenfalls in seinen riesigen arktischen Gebieten die Militärpräsenz. Ob sich China oder Russland davon beeindrucken lassen? Welche Nationen werden sich im Klimawandel behaupten können? Die Skrupellosen, die Vorausschauenden, die Gierigsten? Die, die bereit sind, ihr Militär einzusetzen?

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärt Claus Kleber in New York, dass er nicht aufhören wird, zu mahnen, zu vermitteln und vorzusorgen. Klimawandel und seine Folgen sind ihm ein Herzensanliegen. Aber, wie unser Team in einer spannenden, von den Deutschen anberaumten Versammlung zu dem Thema, im Weltsicherheitsrat und hinter den Kulissen miterleben darf, setzen sich zunächst die Mächte durch, die ihre Klimapolitik nicht von einem Weltparlament diktieren lassen wollen. Russland und China blockieren einen wegweisenden Entschluss des Sicherheitsrates.

Arme Länder, die ohnehin Schwachen, werden unter Klimawandel am meisten zu leiden haben. Und doch könnten einige mit einem in diesen Zeiten wichtiger werdenden Gut pokern: Wasser. In Äthiopien sammelt sich im Hochland der Regen und wird zum Blauen Nil. Zusammen mit dem Weißen Nil speist er flussabwärts Ägyptens Lebensader.

Claus Kleber lernt bei einer Wanderung mit einem äthiopischen Agrarwissenschaftler zu Afrikas zweitgrößtem Wasserfall, dem Tis Issat ("Rauchendes Wasser"), dass Äthiopien seinen größten Schatz in Zukunft selbst stärker ausnutzen will, für die eigene Landwirtschaft und Energierversorgung. Flussabwärts hätte Ägypten das Nachsehen und drohte schon mal mit Krieg. Für den Fall der Fälle.



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